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Schelztor-Gymnasium
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Scheffelpreisrede 2016

Diese Rede wurde von Til B. in Zusammenhang mit der Ausgabe der Abiturzeugnisse an den Abijahrgang 2016 am 17. Juni 2016 gehalten. 

Guten Abend geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
geehrter Herr Leihenseder, 
liebe Freunde und Verwandte 
und ganz besonders – liebe Mitschülerinnen und Mitschüler.

Jetzt, heute Abend, ist es so weit! Mit der Verleihung des Abiturzeugnisses stehen wir am Ende unserer schulischen Laufbahn.

Acht Jahre haben wir hier am SG verbracht. Acht Jahre, in denen so manche Freundschaft entstand und sich manchmal auch wieder verlor. Acht Jahre, in denen wir zusammen gelacht und vielleicht auch das ein oder andere Mal geweint haben. Acht Jahre, in denen wir zu Beginn auf dem Pausenhof tollten und später natürlich nur noch lässig rumstanden. Acht Jahre, in denen Diskussionen und Debatten geführt und so auch Meinungen ausgetauscht und Standpunkte eingenommen wurden, wobei man sich durchaus auch gelegentlich in den Haaren lag, und in denen wir allmählich zu eigenständigen, verantwortungsvollen, jungen Erwachsenen heranwuchsen.

So stehen jetzt, mit dem Ende unserer Schulzeit, die Tage der Entscheidung an. Für jeden von uns beginnt ein neuer Lebensabschnitt, an dessen Beginn sich unausweichlich einige Fragen aufdrängen, die jeder für sich selbst beantworten muss.

Welchen Weg will ich einschlagen? Wo möchte ich hin? Möchte ich überhaupt, und wenn ja, was möchte ich studieren? Welchen Beruf möchte ich dann erlernen? Was erwarte ich mir überhaupt vom Leben und damit die grundsätzliche Frage nach der individuellen, ganz persönlichen Vorstellung eines gelungenen Lebens.

Wenn ich an den Deutschunterricht zurückdenke, kommt mir vor allem eine der Kürzestgeschichten um den mysteriösen Herrn Keuner von Bertolt Brecht in den Sinn. Es ist die Geschichte „Herr Keuner und die Flut“, die ich an dieser Stelle einmal vorlesen möchte:

„Herr Keuner ging durch ein Tal, als er plötzlich bemerkte, dass seine Füße in Wasser gingen. Da erkannte er, dass sein Tal in Wirklichkeit ein Meeresarm war und dass die Zeit der Flut herannahte. Er blieb sofort stehen, um sich nach einem Kahn umzusehen, und solange er auf einen Kahn hoffte, blieb er stehen. Als aber kein Kahn in Sicht kam, gab er diese Hoffnung auf, und hoffte, dass das Wasser nicht mehr steigen möchte. Erst als ihm das Wasser bis ans Kinn ging, gab er auch diese Hoffnung auf und schwamm. Er hatte erkannt, dass er selber ein Kahn war.“

Dann muss ich an die Worte des Berliner Autors, Schauspielers und Rappers Robert Gwisdek alias Käptn Peng denken, der sagt: „Du bist der Fluss, nicht das Floß.

Ich habe euch alle über die letzten acht Jahre, wenn auch manche erst in den letzten beiden Jahren, dafür aber umso intensiver als kluge, sympathische und aufrichtige Menschen kennen gelernt, und bin mir sicher, dass jeder von euch die richtigen Entscheidungen für sich treffen und seinen Weg finden wird. Also seid der Fluss, nicht das Floß, habt Mut, nicht nur stumpf vorgefertigten Wegen zu folgen, sondern euch euren eigenen Weg zu bahnen. Auf diesem Weg wünsche ich euch allen alles Gute, dass ihr viele spannende Menschen trefft und dabei selbst spannende Typen bleibt – oder endlich mal einer werdet, dass ihr euch verwirklichen könnt ohne euch dabei zu verkaufen und dass sich diese Wege hin und wieder mal kreuzen.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle natürlich allen Lehrerinnen und Lehrern, die uns souverän, mit Ruhe und Gelassenheit durch die letzten beiden Schuljahre geführt haben. Die letzten Wochen waren eine intensive, nervenaufreibende Zeit, in der sie uns stets mit Rat und Tat zur Seite standen und uns umfassend auf das bevorstehende Abitur vorbereiteten. Vielen Dank dafür.

Natürlich blickt man nun mit einem lachenden wie einem weinenden Auge auf die vergangenen 12 Jahre, die eine genauso anstrengende wie prägende Zeit waren. Als ich diese Rede schrieb, fiel mir die Zeile „I might be a sinner but I never gonna have to hear the rings of school bells“ des White Stripes Songs The Air Near My Fingers einUnd ich glaube, Ähnliches gilt auch für mich. Denn nicht alles werde ich vermissen. Pünktlich um 7:45 Uhr auf der Matte stehen zum Beispiel. Oder bei Dunkelheit durch die Kälte laufen, Nachmittage im Geschichtsunterricht verbringen und bei Dunkelheit wieder zurücklaufen.

Aber was ich vermissen werde, ist die Gewissheit, jeden Morgen all diese klugen Köpfe zu treffen, mit denen man sich gerne unterhält, mit denen man lachen und streiten kann, die einem manchmal auf die Nerven gehen und denen man auch selber mal auf die Nerven geht, aber die man doch gerne jeden Morgen wieder trifft. Deshalb an dieser Stelle noch einmal alles Gute für euch auf eurem weiteren Lebensweg, herzlichen Glückwunsch zum Abitur und viel Spaß noch heute Abend!

Vielen Dank!